Kann denn Liebe Sünde sein? Eine Ringvorlesung über Erotik und Religion
Daten: 28.10., 4.,11.,18.,25.11. und 2.12.2020
Zeit: 19.30 – 21.00 Uhr
Ort: Uni Zürich Zentrum, Rämistrasse71, 8006 Zürich
Kosten: gesamt 150 / einzeln 30 CHF
In Zusammenarbeit mit der VHS Zürich
Anmeldung: HIER
28. Oktober 2020, 19.30 – 21.00 Uhr
Das «Hohelied» - ein literarisches Denkmal der Erotik
Prof. Dr. Stefan Schreiner
Das Lied der Lieder der Hebräischen Bibel besingt in siebenundzwanzig Variationen die Liebe zwischen Mann und Frau, ganz in der Tradition alt-orientalischer Liebeslieder. Erst die spätere jüdische und christliche Deutung hat im «Hohenlied» eine Allegorie gesehen und es auf die Beziehung zwischen Gott und Israel respektive Christus und Kirche interpretiert: Auf geistige Sinnlichkeit reduzierte Erotik verkennt indessen, dass Lust und Liebe (körperliche Beziehung zwischen Frau und Mann eingeschlossen) Teil der Schöpfungsordnung sind und als solche ihr Recht und ihren Sinn haben.
4. November 2020, 19.30 – 21.00 Uhr
Alles Lustvolle ist Sünde! – Ist alles Lustvolle Sünde?
Dr. Doris Strahm
Die christliche Religion hat Eros, die lustvolle Liebe, und Agape, die göttliche Liebe, auseinandergerissen sowie sexuelle Lust und Sünde praktisch gleichgesetzt. Lustfeindlichkeit ging dabei über Jahrhunderte Hand in Hand mit Frauenfeindlichkeit. Als Eva wurde die Frau zum Symbol der Sünde, sexueller Verführung, der Verführbarkeit und erotischer Begierden. Frauen kritisieren diese Sicht und entfalten ein anderes Verständnis von erotischer und göttlicher Liebe.
11. November 2020, 19.30 – 21.00 Uhr
Eros – ein Muslim?
Dalila Zouaoui Becker
Tausendundeine Nacht, diese Ode an die Liebe, die keine Dogmen und Tabus kennt, wurde in der islamischen Welt selbst tabuisiert. Das ist eigentlich ein Widerspruch, denn der Islam kennt auch eine erotische Theologie. Wie lässt sich dieser Widerspruch lösen? Eine überraschende Reise in die profane und sakrale Literatur der islamischen Welt.
18.11. November 2020 19.30 – 21.00 Uhr
Liebe, Sex und Allah
Dr. Ali Ghandour
In der muslimischen Tradition werden Liebe und Sex als Geschenk Gottes genossen, aber unter dem Einfluss der (westlichen) Moderne floss zunehmend Prüderie in die muslimische Kultur ein. Was heute als «typisch islamisch» erscheint, ist teils das Erbe von Clangesellschaften und teils ein Spiegelbild puritanischer Moral.
25. November 2020, 19.30 -21.00 Uhr
Wo ist der Körper geblieben?
Raphael Pifko
Das Judentum hat eine lange Beziehungsgeschichte zu Körperlichkeit und Sexualität; zu ihr gehören Liebe, Feindschaft, Gleichgültigkeit und Aussöhnung. Wie und unter welchen Einflüssen haben sich diese Vorstellungen gewandelt?
2. Dezember 2020, 19.30 – 21.00 Uhr
Das Geschlecht Gottes. Eine Frage an den Monotheismus
Dr. Andreas Losch
„Lasst uns den Menschen machen als unser Bilde, uns ähnlich“ spricht Gott in der Genesis, und „als Mann und Frau schuf er sie“. Gott ist also beiderlei Geschlecht. Wie kommt es dann, dass wir von „ihm“ und nicht auch von „ihr“ reden? Ist vielleicht bei der monotheistischen Bilderstürmerei etwas verloren gegangen von der sexuellen Spannung, die auch in Gott steckt? Oder ist eine Gottheit beiderlei Geschlechts doch eher eine Projektion rein menschlicher Bedingungen?